Den Angehörigen eine Stimme geben
Eine Suchterkrankung trifft nie «nur» die erkrankte Person allein. Es trifft auch die Angehörigen und Nahestehenden. Wie kann man jemandem helfen, der mit einer Sucht zu kämpfen hat? Wie kann man sich selbst schützen? ada-zh ist die einzige Beratungsstelle in der Schweiz, bei der die Angehörigen im Mittelpunkt stehen.

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Die meisten Beratungen zum Thema Sucht richten sich direkt an die Betroffenen. Doch die Situation ist auch für die Angehörigen belastend. Sie befinden sich in einer schwierigen und oftmals unerträglichen Lage. Sie werden plötzlich mit Fragen wie «Mein Vater trinkt zu viel. Wie kann ich ihm helfen?» oder «wie ist meine Tochter von Kokain abhängig geworden?» konfrontiert. Während es für Suchtkranke verschiedenartige Angebote gibt, werden Angehörige häufig vergessen. Damit auch sie gehört werden, gründeten vor 50 Jahren Angehörige von Suchtbetroffenen die ada-zh.

Unter der Sucht eines anderen mitleiden müssen

«Eine Suchterkrankung trifft nicht nur die erkrankte Person selbst, sondern auch das gesamte Umfeld. Insbesondere die Familie, die Partnerin oder den Partner und Freunde», sagt Erwin Sommer, Präsident von ada-zh. Nicht selten gehen solche Beziehungen infolge einer Suchterkrankung in die Brüche. Während der «Hochsaison» der offenen Drogenszene auf dem Platzspitz in Zürich haben sich Angehörige von Süchtigen zusammengetan und die Beratungsstelle ada-zh gegründet. Damals beriet ada-zh hauptsächlich Angehörige von Opiatabhängigen. Heute sieht die Situation anders aus. Der Alkoholkonsum hat es an die Spitze geschafft. Vielfach sind bei Alkoholabhängigen noch weitere psychotrope, das heisst die Psyche beeinflussende Substanzen im Spiel, etwa Medikamente oder Opiate. Beim multiplen Substanzgebrauch spricht man auch von Polytoxikomanie. Polytox war im letzten Jahr in 30 Prozent der Beratungsfällen von ada-zh der Grund für eine Konsultation, «nur» Alkoholkonsum allein in 34 Prozent der Fälle. Alkohol ist also in 64 Prozent der Fälle involviert. Daneben berät ada-zh auch Angehörige von Suchtkranken, die Probleme im Umgang mit Kokain, Cannabis, Opiaten, Medikamenten sowie dem Smartphone oder Gamen haben. Auch Verhaltenssüchte kommen vor. Erwin Sommer sagt: «Gleichgültig, was der Auslöser ist, ada-zh möchte allen Menschen helfen, die unter der Sucht eines anderen Menschen mitleiden müssen.» ada-zh unterstützt Angehörige, damit sie ein möglichst selbständiges Leben, frei von Stigmatisierung, leben dürfen. Mit einem niederschwelligen Angebot möchte die Zürcher Beratungsstelle alle Betroffenen gleichermassen
ansprechen.

Vielseitiges und niederschwelliges Angebot

Im Herbst wird ada-zh die Beratungen auf vier Fremdsprachen ausbauen (Französisch, Englisch, Spanisch und Italienisch). «Damit möchten wir mehr Menschen abholen», sagt Erwin Sommer. Neben den «klassischen» Beratungen – persönlich, schriftlich oder telefonisch – bietet ada-zh viele weitere Dienstleistungen an, um Angehörigen von Suchterkrankten zu helfen. In Gesprächskreisen können Angehörige mit Personen reden, die gerade Ähnliches durchmachen. Erwin Sommer: «Meist hilft schon das Verstanden werden von Menschen, die sich in einer gleichartigen Situation befinden oder einfach das Zuhören an sich.» Neu bietet die Beratungsstelle auch eine Walk-In-Option an. Einmal pro Woche dürfen sich Personen ohne Voranmeldung ganz spontan zu ihrem Anliegen beraten lassen. Auch neu im Angebot sind die Peer-Beratungen und die Therapie mit auf Angehörigenarbeit spezialisierten Psychotherapeut:innen oder Psychiater:innen. Weiterbildungen und Seminare, wie beispielsweise zum Zürcher Ressourcen Modell ZRM für Angehörige finden sich ebenfalls im Angebot von ada-zh. Die Organisation führt ausserdem eine Bibliothek mit über 200 Büchern zum Thema Sucht.

Kostenloses Angebot

ada-zh ist auf Mitglieder- und Förderbeiträge sowie auf Unterstützungsbeiträge von Stadt und Kanton Zürich angewiesen, damit sie ihr Beratungsangebot für Angehörige aufrechterhalten können. Die Beratungsstelle bietet ihre Dienstleistungen kostenlos an.

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